DM-Bronze für Rüdiger Selig im Einer-Straße der U23-Männer
Von Daniel Förster (Text und Fotos)
Cottbus / Jena. Für Semi-Radprofi Rüdiger Selig ist bei der Deutschen Straßenmeisterschaft der U23-Männer in Cottbus der Traum vom Titel geplatzt. Dennoch freute sich der Kapitän vom thüringischen Radteam Jenatec Cycling, der dem Sieg greifbar nah war, über einen Podiumsplatz. Der 20-Jährige wurde Dritter. Im finalen Massensprint von etwa 70 Fahrern hatte der Radsportler vom Jenaer Radverein um nicht einmal zwei Radlängen das Nachsehen gegenüber dem Sieger Fabian Schnaidt (20) vom Team Bergstraße, der nach 198 Kilometern zwischen Cottbus und Görlitz und einer Fahrzeit von 4:40:45 Stunden mit dem Vorsprung eines Wimpernschlages vor Ralf Matzka (21) vom Thüringer Energie Team über den Zielstrich rollte.
„Ich bin sehr zufrieden. Es kann so weitergehen", sagte Rüdiger Selig, als er mit der Bronzemedaille um den Hals vom Podium stieg. „Es war ein langes, hartes Rennen. An meinem Erfolg haben aber alle im Team ihren Anteil." Auf der Zielgeraden, etwa 500 Meter vor dem Schlussstrich, hätte er einem Sturz bzw. Rempler ausweichen und abbremsen müssen und so Boden verloren.
„Spätestens nach der Tour de Berlin, wo Rudi erneut auf der Schlussetappe triumphierte, wussten alle, dass er die DM gewinnen will", sagt Seligs Mentor und Trainer Torsten Wittig. Der frühere Ehemann der mehrfachen Europameisterin Hanka Kupfernagel, der als sportlicher Leiter das Team führte, ergänzt: „Schon allein deshalb hätten ihn besonders die konkurrierenden Favoriten nicht aus den Augen gelassen und folglich die Jenatec-Cycling-Fahrer für ihren Kapitän ganze Arbeit leisten müssen. Im Endspurt fuhr Jenatec-Neuzugang Arne Kenzler dem Team-Kapitän in bewährter Weise den Sprint an. „Es war ein ziemliches Gedränge, weil alle hektisch waren. Die sind gefahren, wie die Henker", beschreibt der 22-Jährige den Schlusskampf. Über weite Teile dominierte eine dreiköpfigen Spitzengruppe mit Nikolas Lütjens (RG Hamburg), Yannik Bok (TT Raiko Argon 18) und Falko-Nils Köhler (Team NRW) das Rennen. Das Trio behauptete sich auf über 150 Kilometern und konnte einen Maximalvorsprung von acht Minuten herausfahren. Fünf Kilometer vor dem Ende wurden die Ausreißer jedoch wieder eingeholt. Zwischendurch versuchte Thomas Reichardt, der Jüngste in der Jenatec-Equipe, zu den Dreien aufzuschließen. Nach etwa 30 Kilometern im Alleingang scheitere seine Aktion und er fiel wieder ins Feld zurück.
„Rudis Edelmetall ist unser bislang größter Erfolg bei einer Straßen-DM", sagt Teamchef Thomas Barth, der noch aus DDR-Zeiten bekannt sein dürfte, als der die Friedensfahrtswahl leitete. Der Dritte Platz sei die zweite Medaille, die die Renngemeinschaft des SSV Gera 1990 und des Jenaer Radvereins seit Bestehen bei einer DM eingefahren hätte. Rüdiger Selig dürfte auch weiter von sich reden machen und in den Schlagzeilen auftauchen. „Er agiert bei der 36. Internationalen Thüringen Rundfahrt der U23-Klasse im Dienst der Nationalmannschaft", sagt Barth voller Stolz. Dort schrammte Selig bei der Auftaktetappe auf dem Klassikerkurs Rund um die Hainleite am Podestplatz vorbei. Nach 170 Kilometern kam Selig als Vierter ins Ziel. Da Jenatec Cycling in diesem Jahr erstmals nicht zur Thüringen Rundfahrt eingeladen wurde, schickt Barth seine Rennfahrer Ende der Woche bei der zweiten Oberreichrundfahrt an den Start. (df)